Ralph Benatzky - AXEL AN DER HIMMELSTÜR

 

Regie: Peter Lund

Bühnenbild, Konzept: Sam Madwar

Filmschnitt, Grafik, Animation, Post-Production: Andreas Ivancsics

Kamera: Markus Hruska

 

Premiere: 17. September 2016

Nach dem Erfolg von "Frau Luna" durfte ich bei "Axel an der Himmelstür" wieder mit dem gleichen Leading-Team unter der Regie von Peter Lund zusammenarbeiten. Die Idee war das Hollywood der 1930er wieder aufleben zu lassen. Das gesamte Stück ist in Schwarz/Weiss - auch die Kostüme, Requisiten, Bühnenbauten und natürlich die Darsteller. Kein einziger Tupfer Farbe sollte zu erkennen sein. 

 

Als Einleitung vom Stück läuft ein klassischer Stummfilm:

Gloria Mills wird gespielt von Bettina Mönch - bei manchen Vorstellungen aber von Julia Koci. Deshalb mussten alle Filmaufnahmen, Bildverweise, Filmposter usw doppelt angelegt werden.

 

Nachdem die Diva im Film einen Nervenzusammenbruch erlitten hat brennt der Film durch und übrig bleibt eine weisse Leinwand. Diese wird je nach Situation in die verschiedenen Szenen verwandelt. Da die Choreographie sehr komplexe Abläufe synchron zur Musik erfordert, hat Regisseur Peter Lund ein Storyboard angefertigt:

Ein einfacher Strich kann eine Treppe formen oder eine Tür entstehen lassen. Ein (realer) Darsteller kommt mit einem Hammer und schlägt ein Loch in die Türe aus der ein anderer (gefilmter) Schauspieler erscheint und eine gemalte Treppe hochsteigt. 

Damit der Darsteller mit dem Schirm abheben kann oder eine gemalte Treppe erklimmen kann, muss man ihn natürlich filmen. Wie auch bei aktuellen Hollywoodfilmen drehten wir vor Sets in Greenscreen. Dies ermöglichte es die Schauspieler perfekt in die virtuellen Szenen einzubinden. Bühnenbildner Sam Madwar hat dafür ein eigenes Greenscreen-Set entworfen, das modular auf die jeweiligen Szenen angepasst werden konnte:

 

Aufbau für den Greenscreen-Dreh von Sam Madwar
Aufbau für den Greenscreen-Dreh von Sam Madwar

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Jede Szene wird zuerst in einer Animation gezeichnet und dann langsam in das deckungsgleiche Realbild verwandelt. Die Realbilder sind bis auf ein einziges alle in 3D modelliert und mit Photoshop texturiert. So ist es möglich die Szenen nach den Entwürfen von Sam Madwar im gewünschten Look nachzubauen und trotzdem Kamerafahrten oder Drehungen umzusetzen.


 

Eine der aufwendigsten Szene ist die Fahrradfahrt der Hauptfigur "Axel" durch ein gezeichnetes Hollywood mit einigen Cartoonfiguren im Stil alter Disney-Toons der 1930er. Axel Darsteller Andreas Bieber wurde vor Greenscreen gefilmt, das Fahrrad nachträglich animiert und in die Zeichentrick-Szene eingesetzt. Dabei wurde bewusst auf moderne Animationstechniken der Toons verzichtet, sondern originalgetreu alle Animationsphasen von Hand gezeichnet und anschliessend digitalisiert.

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Die Zeitungsberichte überschlagen sich mit Neuigkeiten zur Diva. Die Zeitungsausschnitte sind originale der "Los Angeles Times" von 1936. Die Schlagzeilen wurden ausgetauscht und Bilder hinzugefügt. In einer klassischen Animation wie in alten Film Noir Movies wirbelnd die verschiedenen Zeitungsseiten auf die Leinwand. Am Ende Zoomt die Kamera in den letzten Bildausschnitt hinein und blendet um auf Glorias Villa.

 

Die Villa der Diva Gloria Mills und das gesamte Gelände ist komplett in 3D modelliert. Die Villa ist angelehnt an die eines berühmten Stars aus der Zeit. Der Himmel ist selbstverständlich auch animiert und Trapcode Particular zaubert einen dichten Regen.

Vor der Villa tummeln sich Reporter, die von der Polizei verscheucht werden. Die Villa wird bewacht! Trotzdem schafft es eine schwarz gekleidete Gestalt über den Zaun zu klettern und zur Villa zu gelangen. Da der Zaun projiziert ist, wurde der Einbrecher vor Greenscreen gefilmt und in die Szene eingebaut.

 

Der 2. Akt spielt IN der Villa und verwendet die Projektionen nur mehr um de Raum zu erweitern. Hinter einer grossen (gebauten) Revuetreppe blickt man durch die Fenster auf die (projizierten) Hollywood-Hills. Das Obergeschoss ist wieder in 3D modelliert damit in manchen Szenen die Silhouetten der gefilmten Darsteller die Räume betreten können. Sie benutzen die Treppe, öffnen Türen, verschwinden in Räumen, gehen einfach nur von links nach rechts durch die Szene und und und...

 

Gefilmt wurde in 4K. Die Auflösung ist somit deutlich höher als benötigt, aber es erleichtert das Freistellen der Darsteller erheblich. 

 

Gegen das aufwendige 3D Modell mit beweglichen Elementen wirkt die Szene von Axel im Gefängnis direkt banal. Oft sind halt auch die simplen Dinge, die besten ;)

 

Axel kommt aber selbstverständlich wieder frei - das Theaterstück hat ein Happy End. Wie es sich für einen guten Hollywood-Film gehört :)


"Axel an der Himmelstür" wurde im Netzt sehr gut dokumentiert. Grossteils von der Volksoper selbst, aber auch Videokritiken und Berichte (zB ORF) sind vorhanden.

 

Ein kurzer Trailer zum Stück:

 

Und ein Video von der Volksoper mit Interviews und Ausschnitten der Proben:

Das Leading-Team bei der Premiere
Das Leading-Team bei der Premiere

 

 

 

 

Copyright Fotos:   Volksoper Wien, Andreas Ivancsics, Sam Madwar, Barbara Palffy

Copyright Videos: Volksoper Wien, ORF